Demenz bei Hunden

Älter Hunde wirken oft etwas „tüddelig“. Sie schnuppern beispielsweise sehr lange an einer Stelle und verlieren dann den Anschluss. Zum einen kann das natürlich an nachlassenden Sinnesleistungen liegen. Die Ohren werden schlechter, so dass der Hund gerade bei vielen Umweltgeräuschen das Rufen des Besitzers überhört. Auch die Augen lassen nach und der Hund erkennt vielleicht mit einigen Metern Abstand den Besitzer nicht mehr und läuft in die falsche Richtung weiter. Neben den Sinnesleistungen können aber auch bestimmte kognitive Kapazitäten im Lebensverlauf abnehmen. Das ist sowohl beim Menschen als auch beim Hund der Fall. Mit hohem Alter nimmt die Lernleistung ab, vor allem, wenn es darum geht, bereits Gelerntes umzulernen (Piotti et al. 2018). Auch die Gedächtniskapazität lässt nach und die Kontrolle und Bewertung sowie eine flexible Steuerung kognitiver Prozesse nimmt ab. Bis zu einem gewissen Grad gehört das zum normalen Alterungsprozess. Allerdings kann es auch ein Anzeichen für die Demenz bei Hunden sein, auch genannt Canines Kognitives Dysfunktionssyndrom (Englisch: Canine Cognitive Dysfunction, Abkürzung: CCD). Dieses verhaltensneurologische Krankheitsbild kann Hunde ab einem Alter von 8 Jahren betreffen. Es ist charakterisiert durch einen fortschreitenden Abbau und damit verbundenem Funktionsverlust der Nerven in der Großhirnrinde beziehungsweise im Hippocampus. Der Hippocampus spielt vor allem bei der Gedächtnisleistung eine zentrale Rolle. Durch den Funktionsverlust dieser Hirnregionen kommt es zur Verminderung der kognitiven Fähigkeiten sowie zu auffälligen Verhaltensveränderungen.

 

Symptome, die auf eine Demenz hindeuten können

Um beurteilen zu können, inwieweit das Verhalten des eigenen Hundes und die bestimmten Alterserscheinungen von normalen Alterungsprozessen abweicht, kann es hilfreich sein zu wissen, welche Symptome auf ein CCD hindeuten könnten (Landsberg et al. 2012).

Desorientierung:

  • Der Hund „verläuft“ sich in der Wohnung oder in einem bekannten Gebiet.
  • Er bleibt beispielsweise hinter einem Stuhl oder anderem Möbelstück „stecken“ und findet den Weg zurück nicht
  • Er starrt ohne Grund an die Wand oder auf den Boden
  • Er lässt Futter fallen und findet es nicht wieder
  • Er erkennt Familienmitglieder oder andere bekannte Personen nicht mehr
  • Er läuft gegen Türen oder Wände

Änderung der sozialen Interaktion:

  • Er begrüßt den Besitzer seltener
  • Er hat deutlich weniger Interesse gestreichelt zu werden und meidet den Kontakt
  • Er zeigt plötzlich Aggressionen gegenüber Menschen oder anderen Tieren
  • Er braucht ständigen Kontakt und ist deutlich anhänglicher als zuvor

Änderungen des Schlaf-Wach-Rhythmus:

  • Der Hund schläft tagsüber sehr viel
  • Er ist nachts häufig wach, läuft dann orientierungslos rum und/oder jault und winselt

Erhöhte Ängstlichkeit:

  • Er zeigt mehr Angst/ Furcht vor Geräuschen oder optischen Reizen
  • Er zeigt mehr Angst vor bestimmten Orten oder gegenüber bestimmten Bodenbelägen
  • Er zeigt mehr Trennungsstress

Änderung des Aktivitätslevels:

  • Er läuft ziellos umher
  • Er schnappt in die Luft
  • Exzessives Lecken von Personen oder Haushaltsgegenständen
  • Er isst mehr und schneller

Verlust der Stubenreinheit:

  • Der Hund setzt direkt nach dem Spaziergang Kot und Urin in die Wohnung ab
  • Er setzt Kot oder Urin in seinem Körbchen ab
  • Er zeigt nicht mehr an, wenn er raus muss

 

Außerdem zeigen Hunde, die an einem Caninen Kognitiven Dysfunktionssyndrom leiden einen massiven Rückgang der Lern- und Gedächtnisleistung. Sie können beispielsweise gelernte Kommandos und Tricks nicht mehr ausführen und lernen neue Dinge nur sehr langsam.

Da es keine einheitlichen Messmethoden gibt, sind sich verschiedene Wissenschaftler und Tierärzte nicht einig, wie viele Hunde prozentual von dieser Krankheit betroffen sind. Zwischen diversen möglichen Fragebögen sowie verschiedenen Verhaltenstests kommt es zu erheblichen Schwankungen. Während CCD nur bei ca. 1,9% der Hunde über 8 Jahre tierärztlich diagnostiziert wird, liegt der geschätzte Prozentsatz verschiedener Studien bei 14,2 – 22,5%.

 

Was kann man tun? 

Laut verschiedener Studien können verschiedene Nahrungszusätze helfen, einer Demenz beim Hund vorzubeugen. So sollen Antioxidantien (Vitamin A und E), Liponsäure und Carnitin sowie Omega-3-Fettsäuren das Erkrankungsrisiko mindern, wenn sie schon im jüngeren Alter (ab ca. 6 Jahren) gegeben werden. Wenn die ersten Symptome des CCS bereits aufgetreten sind, können verschiedene Medikamente Milderung verschaffen (siehe Chapagain et al. 2017). Diese sollte selbstverständlich nur nach Absprache mit dem Tierarzt verabreicht werden.

Zusätzlich kann ein Beschäftigungsprogramm, das physische Aktivität, soziale Interaktionen sowie kognitive Herausforderungen umfasst, die kognitiven Funktionen älterer Hunde erhalten oder sogar verbessern. Generell kann schon frühes Aufmerksamkeitstraining das kognitive Altern verzögern.

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