Der tägliche Kampf- Warum zieht mein Hund an der Leine?

Drei Mal täglich gehen wir in der Regel mit unseren Hunden nach draußen. Drei Mal am Tag haben wir die Möglichkeit, uns entspannt mit ihm fortzubewegen, Zeit mit ihm zu verbringen und gemeinsam in der Natur zu entspannen. Entspannte Spaziergänge gehören jedoch nicht zu jedermanns Hundealltag dazu. Gehören Sie auch zu diesen Leuten, die ihre Spaziergänge am liebsten auf einen einzigen reduzieren würden, da das ständige Gezerre an der Leine nicht auszuhalten ist und eher Frust und Ärger mit sich bringen, statt Entspannung und ein harmonisches Miteinander?

 

Leinenruck und konventionelles Hundetraining führen zu Frust

Vermutlich haben auch Sie schon alles Mögliche ausprobiert: sobald der Hund an der Leine zieht, bleiben Sie stehen oder wechseln die Richtung. Dies hat vermutlich dazu geführt, dass der Spaziergang entweder drei Stunden lang dauert oder aber nur 200 Meter an Strecke bedeutet, da Sie durch das dauerhafte Stehenbleiben nicht wirklich vorankommen. Oder aber es hat sich ein Rhythmus entwickelt, bei dem sie fünf Schritte vorgehen, bis es zur Leinenspannung kommt, um anschließend wieder die gleiche Anzahl an Schritten in die entgegengesetzte Richtung zurück zu gehen. Auch ein Leinenruck führt bei vielen Hunden nicht zum Erfolg, da sie entweder nach einigen Anwendungen gegen das unangenehme – und zudem gefährliche! – Rucken am Halswirbelbereich abstumpfen oder aber so sensibel darauf reagieren, dass es ihr Vertrauen in Ihnen als Bindungspartner erschüttert und das Verhalten folglich nur noch aus einer Meidemotivation heraus gezeigt wird, um das unangenehme Gefühl, welches dabei entsteht, zu umgehen. Mit Freude am Spaziergang und einem entspannten Verhalten an der Leine ohne Spannung hat das Ganze dann jedoch nicht mehr viel zu tun.

 

Denken Sie an Ihre Stimmung und die Macht der Stimmungsübertragung

Als verantwortungsbewusster und liebevoller Hundehalter wünschen Sie sich und ihrem Hund wahrscheinlich keine der Folgen dieser Maßnahmen. Viele Hundehalter fühlen sich bei diesen Vorgehensweisen zudem frustriert oder unbehaglich, was unsere Hunde aufgrund der Stimmungsübertragung ebenfalls wahrnehmen. Trainingsmethoden dieser Art sind also schon zu Beginn an zum Scheitern verurteilt.

 

Aber ich möchte Ihnen an dieser Stelle gerne Mut machen: Zu diesen Menschen müssen Sie sich nicht länger zählen, wenn Sie bereit sind, die Sicht auf die Dinge etwas zu verändern. Denn schon eine kleine Anpassung und Drehung an der richtigen Stellschraube kann in der Leinenführigkeit auch ohne anstrengendes Training den kleinen aber feinen Unterschied machen!

 

Warum zieht mein Hund an der Leine?

Haben Sie sich schon mal gefragt, warum Ihr Hund überhaupt an der Leine zieht? Das Ziehen an der Leine ist auch für Hunde kein freudiges oder erwünschtes Verhalten. Sie haben das Gefühl, gegen statt mit ihrem Menschen zusammenzuarbeiten, sie ertragen ein unangenehmes Gefühl am Hals; teilweise wird beim Starken Ziehen die Luft abgedrückt. Und letztendlich wird auch Ihr Hund frustriert sein. Sie sehen schon: auch Ihr Hund ist an einem entspannten Spaziergang mit Ihnen interessiert!

 

Warum zieht mein Hund denn dann an der Leine? Dies kann verschiedenste Gründe haben: vielleicht hat Ihr Hund gelernt, dass er bei Konflikten, wie beispielsweise bei entgegenkommenden Menschen oder Hunden, auf sich allein gestellt ist und nur dadurch, dass er bellt und nach vorne in die Konfrontation geht, wodurch sich die Leine unter Spannung befindet, sein Gegenüber auf Abstand halten kann. Vielleicht ist ihm aber auch einfach nur langweilig, weil er mental und/oder körperlich nicht ausreichend ausgelastet ist, weshalb er selbst nach spannenden Reizen und Beschäftigungen auf dem Spaziergang sucht. Eventuell sind bestimmte Reize für Ihren Hund aber gar nicht spannend, sondern im Gegenteil überfordernd und das Ziehen bietet ihm eine Möglichkeit, der Situation schnellstmöglich zu entfliehen. Es kann aber auch einfach sein, dass Ihr Hund nicht gelernt hat, dass es sich für ihn lohnt, brav an der Leine zu laufen und er spannenden Reizen und Beschäftigungen dennoch nachkommen kann.

 

Wir müssen mehr mit unseren Hunden kommunizieren!

Wichtig ist hierbei lediglich, dass wir dies nicht der naselang nach unsere Hund entscheiden lassen, sondern selbst die Person sind, die die Entscheidung für das Mensch-Hund-Team trifft und die Verantwortung übernimmt. Dies funktioniert jedoch nur, wenn wir auch den Überblick über jede Situation haben und verstehen, warum sich unser Hund wie verhält.

 

Letztendlich läuft also alles auf die Bindung zwischen Hund und Halter zurück. Lassen Sie das Handy einfach mal Zuhause und beobachten Sie Ihren Hund stattdessen auf dem Spaziergang: Welche Reize scheinen ihn besonders zu interessieren? Von welchen Dingen nimmt er lieber Abstand? Wann orientiert er sich gerne zu Ihnen um und bleibt von sich aus mit seiner Aufmerksamkeit bei Ihnen? Unsere Hunde bieten uns auf dem Spaziergang so viele Kontaktaufnahmen an, die wir super dazu nutzen können, um unsere Kommunikation zueinander zu verbessern. Denn genau die ist es, die es für eine erfolgreiche Leinenführigkeit zu verbessern gilt.

 

Positives Feedback

Oftmals korrigieren wir unsere Hunde, zeigen ihnen aber nicht, welches Verhalten sie stattdessen zeigen sollen. Und wenn sie das brave Laufen an lockerer Leine zeigen, dann nehmen wir dies als gegeben hin und lassen es unkommentiert. Dies ist jedoch die beste Möglichkeit, uns im positiven Feedback zu üben: Zeigen Sie Ihrem Hund bei jeder Gelegenheit, dass es sich für ihn lohnt, wenn er neben Ihnen an der Leine läuft. Loben Sie ihn verbal oder reichen auch gerne ein Leckerli dar. Hunde zeigen Verhaltensweisen häufiger, wenn sie sich für sie lohnen. Merkt Ihr Hund also, dass immer etwas für ihn Angenehmes passiert, wenn er auf dem Spaziergang Blickkontakt zu Ihnen herstellt, oder sich ohne Zug auf der Leine fortbewegt, dann wird er dieses Verhalten zukünftig vermehrt zeigen. Ihre veränderte, positive Stimmung wird ihr Übriges erledigen. Lassen Sie sich auch gerne von der Freude Ihres Hundes an der Zusammenarbeit mit Ihnen anstecken!

 

Auch vorausschauendes Handeln hilft Ihnen dabei, Ihren Hund erst gar nicht in die Leine laufen zu lassen. Nähert sich eine Situation, in der Ihr Hund mit hoher Wahrscheinlichkeit nach vorne schießt und die Leine unter Spannung gerät, wie bei entgegenkommenden Mensch-Hund-Teams, sprechen Sie Ihren Hund schon frühzeitig an und machen Sie ihn aufmerksam. Versuchen sie, seine Aufmerksamkeit mit lobenden Worten oder ein paar Leckerlis zu halten, bis der ablenkende Reiz passiert ist und loben Sie anschließend ausgiebig dafür, dass Ihr Hund sich dazu entschieden hat, sich an Sie als Ihren Bindungspartner zu orientieren.

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